Neubau & Bereitstellungszinsen: was sie kosten und wie Du sie umgehst
In diesem Artikel erfährst Du alles, was Du wissen musst:
- was Bereitstellungszinsen überhaupt sind
- warum sie ausgerechnet beim Neubau so häufig auftreten
- wie hoch sie wirklich sind
- welche Fehler Du unbedingt vermeiden solltest
- welche Strategien Dir garantiert helfen, Bereitstellungszinsen zu umgehen
Was sind Bereitstellungszinsen? Kurz erklärt.
Bereitstellungszinsen sind Zinsen, die Banken verlangen, wenn Du den zugesagten Kreditbetrag nicht sofort abrufst.
Warum?
Weil die Bank das Geld für Dich bereit hält und dafür selbst Refinanzierungskosten hat. Wird es nicht genutzt, verlangt sie irgendwann Bereitstellungszinsen – quasi als Entschädigung für die eigenen Kosten.
Der übliche Satz liegt bei den meisten Banken bei:
➡️ 0,25 % pro Monat
➡️ = 3 % im Jahr (einige wenige Ausnahmen liegen bei 2,4% p.a., die KfW derzeit bei 1,8% p.a.)
Das wirkt wenig, aber bei 200.000 € ungenutztem Kredit sind das 500 € pro Monat. Und das summiert sich schnell…
Ab wann fallen Bereitstellungszinsen an?
Jeder Kreditvertrag enthält eine bereitstellungszinsfreie Zeit. Das ist der Zeitraum, in dem Du den Kredit nicht abrufen musst, ohne dass Gebühren anfallen.
Typisch sind:
- 3 Monate (eher schlecht beim Neubau)
- 6 Monate
- 12 Monate (Standard beim Neubau, auch bei KfW-Darlehen)
- 18 Monate
- bis zu 24 Monate
Sobald diese Frist vorbei ist, verlangt die Bank Bereitstellungszinsen auf den nicht abgerufenen Betrag.

Warum beim Neubau besonders hohe Risiken bestehen
Beim Kauf einer Bestandsimmobilie wird das Darlehen fast sofort komplett ausgezahlt, somit hast du das Thema Bereitstellungszinsen hier eher selten. Beim Neubau ist das komplett anders:
- du zahlst dein Haus / deinen Neubau in Raten
- und zwar nach Baufortschritt, meist nach MaBV
- teils über viele Monate oder sogar mehr als ein Jahr verteilt, was von der Baugeschwindigkeit abhängt.
Und jetzt kommt’s:
Bauprojekte dauern selten exakt so lange wie geplant. Die Gründe kennst Du vielleicht schon aus Foren oder von Freunden:
- Handwerker überbucht / ausgelastet
- Genehmigungen dauern
- schlechtes Wetter bremst Erdarbeiten
- Lieferverzögerungen bei Baumaterialien
- Änderungen am Bau, neue Wünsche
- Wartezeiten auf Baumaterialien wie Fenster, Wärmepumpe, Dachstuhl…
- unerwartete Komplikationen
- verspätete Rechnungsstellung seitens der Baufirmen
Jede Verzögerung bedeutet: Du rufst das Darlehen später ab und plötzlich sind Bereitstellungszinsen zu zahlen…
Wie Bereitstellungszinsen berechnet werden – so schnell wird’s teuer
Stell Dir vor, Du finanzierst einen Neubau mit einem Darlehen über 500.000 €.
Wie üblich wird das Geld nicht sofort komplett gebraucht, sondern erst nach und nach.
Nach 12 Monaten Bauzeit sieht es so aus:
- abgerufen: 250.000 €
- noch nicht abgerufen: 250.000 €
- Bereitstellungszins: 0,25 % pro Monat
Jetzt die Rechnung:
250.000 € × 0,25 % = 625 € in diesem Monat
Vereinfachte (!) Rechnung ohne weitere Reduzierung des offenen Kreditbetrags:
➡️ 1 Monat Verzögerung: 625 €
➡️ 6 Monate Verzögerung: 3.750 €
➡️ 10 Monate Verzögerung: 6.250 €
Und das nur dafür, dass Du den Kredit nicht nutzt.
Das ist der Grund, warum beim Neubau eine realistische, zeitliche Planung und eine ausreichend lange bereitstellungszinsfreie Zeit wichtig sind. Schon wenige Monate Unterschied können schnell mehrere tausend Euro ausmachen – völlig ohne Mehrwert.
Wie Du Bereitstellungszinsen smart vermeidest
Hier kommen die wichtigsten Strategien, die wirklich funktionieren, praxisnah, leicht umzusetzen, und teilweise schon bei der Vertragsverhandlung entscheidend.
1. Eine ausreichend lange bereitstellungszinsfreie Zeit vereinbaren
Das ist der wichtigste Punkt überhaupt.
Für Neubauten solltest Du auf jeden Fall:
- mindestens 12 Monate
- perfekt 18 Monate
- völlig risikofrei 24 Monate
bereitstellungszinsfrei sichern.
Selbst wenn die Bank dafür einen minimal höheren Zinssatz verlangt, kann das deutlich günstiger sein als mehrere Monate Bereitstellungszinsen zu zahlen. 100% sicher weiß man das vorher jedoch nie, es hängt alles von den Faktoren oben ab.
2. Den Zahlungsplan Deines Bauträgers genau checken
Beim Neubau gibt es einen festen Zahlungsplan, oft nach MaBV. Darin stehen die Zeitpunkte für die einzelnen Rechnungsabschnitte, z. B.:
- 20 % bei Baubeginn
- 30 % nach Rohbau
- 6 % nach Einbau Fenster
- 3 % nach Haustechnik
- etc.
Wichtig ist, dass Deine Finanzierung auf den erwarteten Bauablauf abgestimmt ist.
Wenn Zahlungsplan und Darlehensabruf nicht zusammenpassen, zahlst Du möglicherweise unnötig Bereitstellungszinsen.
Frage Deinen Bauträger offen:
- Welche Gewerke sind oft verzögert?
- Welche Rate kommt erfahrungsgemäß später?
- und vor allem: wie realistisch & verlässlich ist sein Zeitplan?
Viele Ratenpläne wirken perfekter als sie tatsächlich sind.
3. Darlehensbausteine strategisch abrufen
Wenn Deine Finanzierung aus mehreren Bausteinen besteht (z. B. Bankdarlehen + KfW), solltest Du sie gezielt und in der richtigen Reihenfolge abrufen. Grundregel: Immer zuerst den Baustein nutzen, bei dem die bereitstellungszinsfreie Zeit früher endet.
Da bei der KfW die BZ-freie Zeit immer nach 12 Monaten endet und zudem der Zinssatz meistens am günstigsten ist, solltest Du die KfW-Mittel in der Regel zuerst abrufen.
➡️ Ein guter Finanzierungsberater hilft Dir, den Abrufplan optimal zu timen und so unnötige Bereitstellungszinsen zu vermeiden.
4. Realistischen Bauzeitplan einfordern
Bauunternehmen arbeiten oft mit idealen Zeitplänen. In der Realität sieht es anders aus.
Plane daher bitte immer einen Puffer ein:
➡️ 2–4 Monate Verzögerung sind normal, das sehen wir jedes Jahr bei den von uns begleiteten Bauprojekten.
Mach Dir selbst keinen Stress und kalkuliere lieber großzügig.
5. Banken vergleichen – nicht nur die Zinsen zählen
Viele vergleichen nur den Sollzins. Aber beim Neubau ist die bereitstellungszinsfreie Zeit ebenfalls wichtig.
Bank A: 3 Monate
Bank B: 12 Monate
Bank C: 18 Monate
Bank D: 24 Monate
Und schon sparst Du mehrere tausend Euro – komplett ohne Risiko.
Fazit: Mit der richtigen Planung bleiben Bereitstellungszinsen kein Problem
Bereitstellungszinsen klingen wie ein kleines Detail, aber sie haben richtig Gewicht, vor allem beim Neubau. Die gute Nachricht: Du kannst sie fast immer vermeiden, wenn Du früh planst, realistisch kalkulierst und Dich nicht nur auf den Zinssatz fokussierst.
Mit der richtigen Strategie sparst Du:
- Geld
- Nerven
- und jede Menge Überraschungen während der Bauphase
Wenn Du gerade Deine Finanzierung planst oder ein Angebot prüfen möchtest, lohnt es sich, hier etwas genauer hinzuschauen. Das spart Dir im Zweifel mehrere tausend Euro ohne dass Du dafür mehr Aufwand hast.








